Omega-3-Fettsäuren zählen zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Da weder Hunde noch Katzen in der Lage sind, diese selbst herzustellen, gelten sie als essentielle Fettsäuren und müssen somit über die Nahrung aufgenommen werden.1
Omega-3-Fettsäuren ist ein Überbegriff für eine Gruppe von ungesättigten Fettsäuren. Die pflanzliche alpha-Linolensäure kann im Körper durch verschieden Umbauschritte in EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) umgewandelt werden.
EPA und DHA selbst kommen nur in Fischen und Algen vor. Fische selbst synthetisieren dabei keine Omega 3 Fettsäuren, sondern nehmen sie über die Nahrung mit Algen auf. Da sie nicht weiter umgewandelt werden müssen, gelten Sie als „potenter“ als die pflanzliche Omega-3-Fettsäure. 2
Im Körper sind Omega-3-Fettsäuren an vielen Prozessen beteiligt. Sie werden z.B. in die Zellmembranen eingebaut und dienen als Vorstufe für einige lokal wirkende Gewebshormone, die entzündungshemmende Eigenschaften besitzen. 1,2,4
Der Erhaltungsbedarf von Hunden und Katzen für Alpha Linolensäure und Abkömmlinge, sowie für EPA und DHA ist der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen. 1,3,4
Jedoch können bei einzelnen Indikationen deutlich höhere Dosierungen indiziert sein, wobei im Folgenden einige Indikationen erläutert werden.
Indikation – Wofür ist Omega-3 beim Tier gut?
Durch den Einbau in die Zellmembran bewirken Omega-3-Fettsäuren aufgrund Ihrer Struktur eine bessere Beweglichkeit der Membran. Das beeinflusst unter anderem die Rezeptorfunktion und Enzymaktivität in der Zellmembran. 4
Auch werden Omega-3-Fettsäuren benötigt, um Prostaglandine und Eicosanoide herzustellen. Für diese Gewebshormone dienen Omega-3-Fettsäuren als Vorstufe und werden im Körper entsprechend umgewandelt. Die Prostaglandine und Eicosanoide aus Omega-3 Fettsäuren besitzen einen entzündungshemmenden Effekt. 2
Sie sind damit als Gegenpart zu den entzündungsfördernden Stoffen zu sehen, die aus Omega-6-Fettsäuren gebildet werden und ebenfalls im Körper benötigt werden. Diese zwei wesentlichen Funktionen, die Fluidität der Zellmembran und die entzündungshemmende Eigenschaft, verdeutlichen, dass Omega-3-Fettsäuren überall im Körper eine entscheidende Rolle übernehmen.
Haut und Felle
Die ungestörte Hautfunktion ist unter anderem von Omega-3-Fettsäuren abhängig. Durch einen Mangel an Omega-3-Fettsäuren kann es zu glanzlosem Fell, Fellverlust und Schuppenbildung kommen. Eine diätetische Zufuhr an Omega-3-Fettsäuren stärkt die Hautbarriere, verbessert die Haarqualität und verringert den transepidermalen Wasserverlust.
Liegen keine anderen Grunderkrankungen vor, so lässt sich die Qualität von Haut und Fell sehr gut mit einem Omega-3 haltigem Ergänzungsfuttermittel beeinflussen. 5,6
Tiere mit einer chronisch entzündlichen, geröteten und juckenden Haut profitieren oftmals von einer Omega 3 Supplementierung. Hier wird eine Dosierung von 125 mg/kg0,75 empfohlen. Zu beachten ist hierbei, dass die Gabe über mehrere Wochen erfolgen sollte, um eine klinische Verbesserung zu erzeugen.
Gelenke
Hunde und Katzen werden in der heutigen Zeit immer älter. Das führt mit den Jahren zu einem physiologischen Verschleiß der Gelenke. Hier kann man sich den entzündungshemmenden Effekt von Omega- 3-Fettsäuren zunutze machen.
In Untersuchungen an Menschen konnte der vorbeugende Effekt von PUFAs (mehrfach ungesättigte Fettsäuren) auf eine Osteoarthritis nachgewiesen werden.7 Auch der therapeutische Effekt von Omega- 3 Fettsäuren zur Behandlung einer Osteoarthritis bei Hunden wurde in vielen Studien belegt. 8
Eine Studie zeigte, dass sich die klinischen Anzeichen einer Osteoarthritis; wie Lahmheitsgrad, Schmerzhaftigkeit, Krepitation und Gelenkserguss; nach einer Gabe von EPA und DHA über 84 Tage deutlich besserten. 8
Zur Behandlung einer Osteoarthritis bei Hunden wird eine Dosierung von 310 mg/kg0,75 EPA/DHA täglich empfohlen. 9
Muskeln
In Untersuchungen an Ratten wurde gezeigt, dass ungesättigte Fettsäuren einen positiven Einfluss auf Wachstum und Kontraktilität der schnellen Muskelfasern haben. 10
An gesunden Menschen wurde ebenfalls gezeigt, dass eine Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren einem Muskelabbau entgegenwirken kann. 11
Es ist dadurch zu schlussfolgern, dass sich diese Erkenntnisse auch auf Hunde und Katzen übertragen lassen. Eine konkrete Dosierungsempfehlung für Hunde und Katzen liegt noch nicht vor.
Immunsystem
An einer Studie an Wachteln konnte gezeigt werden, dass die Zugabe von EPA und DHA zur Folge hatte, dass die Tiere trotz zwei verschiedenen viralen Erkrankungen ein besseres Wachstum zeigten, eine deutlich höhere Anzahl an Antikörpern bildeten und eine geringere Sterberate bei Infektion mit H9N2 zeigten. Es wird daraus geschlossen, dass der Körper seine normalen Funktionen während einer Infektion besser aufrechterhalten kann, wenn eine gute Omega-3 Versorgung vorliegt. 13 In einer anderen Studie an Hunden konnte außerdem festgestellt werden, dass durch die Supplementierung von Fischöl die DNA-Schäden an Lymphozyten reduziert werden. 14
EPA und DHA sind an der Aufrechterhaltung des Immunsystems maßgeblich beteiligt sind, wie in Humanmedizinischen Untersuchungen nachgewiesen werden konnte. Zudem wurde beschrieben, dass Omega-3-Fettsäuren eher dämpfend auf das Immunsystem wirken und somit überschießende Reaktionen und Autoimmunerkrankungen verhindern können. 15
Dies wurde ebenfalls in einer Studie mit Hunden nachgewiesen, in der sich zeigte, dass Hunde die EPA und DHA supplementiert bekamen, signifikant weniger Leukotrien B4 produzierten. 16 Um das Immunsystem zu unterstützen wird für Hunde und Katzen eine Dosis von 125 mg/kg0,75 empfohlen. Auch das Verhältnis Omega-6/Omega-3 Fettsäuren spielt eine wichtige Rolle und sollte zwischen 10/5 – 0,5/1 liegen.
HS-Omega-3 Index
Die Analyse der einzelnen Fettsäuren gehört in der Tiermedizin noch nicht zu den Standarduntersuchungen. Der HS-Omega-3 Index bietet hier eine gute diagnostische Möglichkeit. In dem standardisierten HS-Omega-3 Index wird die Fettsäure-Zusammensetzung in Erythrozyten gemessen. Dazu wird lediglich EDTA-Blut von einer venösen Blutentnahme benötigt.
Der Index bezieht sich auf den Gehalt von EPA und DHA, prozentual zu den restlichen Fettsäuren gemessen. Insgesamt werden 26 Fettsäuren analysiert. Das bedeutet, je mehr EPA und DHA vorhanden ist, desto höher liegt der Index. So kann sehr gezielt untersucht werden, ob ein Mangel an EPA und DHA vorliegt und entsprechend supplementiert werden. 17
Zusammenfassung
Omega-3-Fettsäuren sind essentiell und im Körper an vielen Prozessen beteiligt. Eine Supplementierung kann in vielen physiologischen Situationen von Vorteil sein, wie zum Beispiel in der Unterstützung von Haut und Fell oder um einen Beitrag zu der Erhaltung einer physiologischen Gelenkfunktion zu leisten.
Generell können Omega-3-Fettsäuren sehr gut eingesetzt werden, wenn man eine reduzierte Entzündungsantwort erreichen möchte. EPA und DHA bieten den Vorteil, dass sie direkt genutzt werden können und nicht, wie die alpha-Linolensäure, erst umgewandelt werden müssen.
Autorin: Mag. med. vet. Annika Bink
Quellenangabe und Literaturverzeichnis
1 (Zentek & Meyer, 2016)
2 (Dr. Fritz, 2012)
3 (Iben, Liesegang, Wichert, & Wolf, 2021)
4 (von Engelhardt & Breves, 2010)
5 (Rückert, 2020)
6 (Gück)
7 (Francesca Oppedisano, 2021)
8 (Stephen J Mehler, 2016)
9 (Colorade State University James L. Voss Veterinary Teaching Hospital, kein Datum)
10 (Wataru Mizunoya, 2013)
11 (Stewart Jeromson, 2015)
12 ()
13 (Uwe Gröber, 2020)
14 (Francisco J. Pellegrino, 2021)
15 (Dr. med. Schmiedel & Dr. des. Gröber)
16 (Bauer, 2013)
17 (Schacky, 2014)
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- Colorade State University James L. Voss Veterinary Teaching Hospital. (kein Datum). Abgerufen am 22. 07 2022 von https://vetmedbiosci.colostate.edu/vth/services/orthopedic-medicine/fish-oil-dosing/
- Dr. Fritz, J. (3 2012). „Die Zusatz-Krux“! Ergänzungsfuttermittel beim Hund – Sinn oder Unsinn? Veterinärspiegel, S. 107,114.
- Dr. med. Schmiedel, V., & Dr. des. Gröber, U. (kein Datum). Omega-3-Fettsäuren & Ihre Wirkung auf unser Immunsystem.
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- Francisco J. Pellegrino, A. R. (2021). Influence of dietary fish oil supplementation on DNA damage in peripheral blood lymphocytes of nine healthy dogs.
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- von Engelhardt, W., & Breves, G. (2010). Physiologie der Haustiere. Stuttgart: Enke Verlag.
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